
Bitcoin, Asterix und Obelix, reinigender Aktieneinbruch und was wir dazu sagen
Liebe Leser und Leserinnen,
vor 14 Monaten saß ich in den Ferien in Istrien (Kroatien), als mir die rechts zu sehende Lektüre in die Hände fiel. Ich schickte sie mit einem kurzen Kommentar an unsere Fondsmanager und die verantwortlichen Personen im Bereich Vermögensverwaltung.
Heute möchte ich diese Lektüre mit Ihnen teilen, um Sie an unseren Gedanken zum Thema und der aktuellen Marktsituation teilhaben zu lassen. Trotz der passenden Lektüre wurde auch ich nicht davor bewahrt, in die Falle zu tappen, aber hierzu später mehr.
In meinen Lieblingscomic möchte Cäsar wieder einmal den Galliern beikommen. Hierzu hat der Wirtschaftsexperte Technokratus (der übrigens eine Karikatur des jungen Jacques Chirac ist – für die Älteren, die ihn noch kennen) die Idee, die Gallier vom Kämpfen abzuhalten und sie mit anderen Dingen zu beschäftigen, sprich: mit dem Hauen und Ausliefern von Hinkelsteinen.
Jeder Hinkelstein, der produziert wird, wird von den römischen Aufkäufern gekauft und die Preise steigen kontinuierlich; soweit der Plan. Menschen, die sonst völlig anständige Jobs wie Fischhändler, Barde oder auch Schmied hatten, werden plötzlich zu Hinkelsteinlieferanten – der römische Staat kauft schließlich alles auf. Ständig werden neue Marketinginstrumente angewandt, um den Verkauf von Hinkelsteinen weiter zu befeuern. Später kommt es zu einem extremen Preisrutsch und einem Ausverkauf an den Märkten, weil die Käufer ausbleiben, jeder Mensch einen Hinkelstein hat und man sich fragt, wofür dieser nun gut sein könnte. Zudem haben sich die Römer maßlos verschuldet und stehen kurz vor der Insolvenz. Erkennen Sie die Ähnlichkeiten zum aktuellen Marktgeschehen?
Die Hinkelsteine sind die heutigen Digitalwährungen: Der erste Hinkelstein war der Bitcoin. Danach sind viele Hinkelsteine und Währungen gefolgt. Die Preistreiber sind nicht die Römer, sondern Analystenhäuser und angebliche Starinvestoren, die der ganzen Menschheit einreden wollen, wie gut diese Währungen seien. Es ist abenteuerlich, wie sie beworben werden und wurden. (Ich ziehe ungern andere durch den Kakao, also nehme ich Abstand davon, Namen zu nennen.) Heute gibt es weit über 10 000 Digitalwährungen (Hinkelsteinlieferanten). Sie verbrauchen beim Bezahlvorgang, aber auch bei der Herstellung sehr viel Energie; dies war bei der Produktion von Hinkelsteinen schon genauso. Der Nutzen der Hinkelsteine war noch ein „guter“ Grund: Obelix konnte sich damit gegen die Römer wehren. Zwar traf er einmal auch die eigenen Leute, nachzulesen in Der Kampf der Häuptlinge, aber dies wäre jetzt eine andere Geschichte.
Heute ist der Nutzen von Digitalwährungen vor allem für Kriminelle gegeben. Digitalwährungen werden als Zahlungsmittel bei Unternehmenserpressungen eingesetzt, wie ich beim Tag der Familienunternehmer in Hannover wieder aus erster Hand erfahren durfte.
Jetzt kam es zum Preiseinbruch bei Bitcoin und den meisten anderen Währungen – zu einem reinigenden Gewitter. Dies Kurse und die darauf basierenden Fonds sind massiv gefallen: Bitcoin auf 20 000 $, kommend von 69 000 $. Viele stehen vor dem Nichts, da sie dachten, sie könnten so schnell reich werden: Sie haben sich ggf. sogar Geld geliehen, um einsteigen zu können, oder ihr gesamtes Erbe in Digitalwährungen investiert. Unsere Kunden konnten wir davon bewahren, und den Wenigen, die gefragt haben, haben wir es ausgeredet.
Ich hoffe, dass sich die Menschen wieder den wichtigen Dingen zuwenden werden und nicht mehr meinen, schnell durch Digitalwährungen reich werden zu können, ob bei ihrer Produktion („Mining“) oder auch beim einfachen Zocken damit. Diese Menschen werden dringend gebraucht, um die wirklichen Probleme der Welt zu lösen, angefangen bei Banalitäten wie z.B. der Pünktlichkeit der Deutschen Bahn im Güter- und Personenverkehr (ich sitze gerade im Zug); oder in unseren Behörden, wo über Windkraft- und Photovoltaik-Anträge und -Vorranggebiete entschieden wird und es kaum voran geht. Ich freue mich über die Entlassungen im Bereich Digitalwährung wie z.B. bei Coinbase (1200 Mitarbeiter), da wir sinnvollere Jobs für diese Menschen haben. Unser Junior Portfolio Manager Jonas Landgraf war gerade im Silicon Valley und hat berichtet, wie wichtig die richtige Allokation von Arbeit ist und dass die Firmen dort händeringend Personal suchen.
Ähnliches gilt es mittelfristig zum jetzigen Aktien- und Anleihen-Markteinbruch zu sagen. Es leiden momentan alle, der gesamte Markt ist unter Druck, unsere Fonds inbegriffen. Fast alle Geschäftsmodelle werden gerade abgestraft (außer vielleicht jenen, die in den Händen von Diktatoren oder Scheichs sind). Wir wissen allerdings, wofür die Firmen gut sind, in die wir für uns und unsere Kunden investiert haben. Die Kurse der Firmen werden sich auch wieder erholen, sobald das reinigende Gewitter vorbei ist. Ob dies auch bei den Digitalwährungen der Fall sein wird, steht in den Sternen.
Jetzt aber zu meinem Fehler. Ich war nie ein Fan von Digitalwährungen, dachte mir aber, mitverdienen zu können. Also kaufte ich nicht den Hinkelstein (Bitcoin), sondern den Werkzeughersteller, ganz ähnlich, wie es im Goldrausch sinnvoller war, die Schaufel herzustellen, statt zu meinen, auf die richtige Mine zu setzen. Also bin ich mit einer kleinen Position in Coinbase eingestiegen, in der Hoffnung, damit für unsere Kunden Geld zu verdienen. Auch dies ist nicht gelungen, aber zumindest hat das Anleihen-Element innerhalb der Wandelanleihe dazu geführt, dass wir nicht so stark gefallen sind wie die Coinbase-Aktie. Mea culpa!
Ich glaube, mittelfristig und langfristig ist der jetzige Markteinbruch gut und gesund. Es ist wichtig, dass wir alle wieder lernen, dass sinnvolle Arbeit wichtig ist, und dass sie der Weg ist, auf dem die Gesellschaft vorankommt und wir das Vermögen mehren; dass dies eben nicht durch Zockerei geschieht. Mittelfristig wird die Wirtschaft besser funktionieren, wenn die Fehlallokation von Kapital beendet wird. Diese Fehlallokation wurde durch die niedrigen Zinsen massiv befeuert. Anders ist es nicht zu verstehen, warum Geschäftsmodelle immer wertvoller werden konnten, bei denen Unternehmen zu jedem Euro getätigten Umsatz noch 50 Cent dazulegen mussten, um diesen Euro Umsatz überhaupt tätigen zu können.
Wie lange dieses Gewitter anhält, kann ich Ihnen nicht sagen, aber am Ende werden wir wieder am Lagerfeuer sitzen und Wildschweine grillen, denn der Mensch ist sehr gut und innovativ, und das gleiche gilt für unsere Unternehmen. Es gilt, ihnen die Treue (Aktien und Wandelanleihen) zu halten. Das ist sinnvoller, als den Römern (dem Staat) unser Geld anzuvertrauen.
Es grüßt Sie auf das Herzlichste
Ihr Constantin Salm aus Wallhausen
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