Nachhaltiges Investieren

Was kommt in 2021?

2020 war das Jahr der nachhaltigen Geldanlagen, ebenso wie 2019 und davor 2018, kurzum: Der Markt für nachhaltige Anlageprodukte boomt – das Volumen ethisch und ökologisch korrekter Anlagen wächst in Deutschland noch stärker als der konventionelle Markt. Und immer mehr Studien belegen: Manager die über wirtschaftliche Kriterien hinaus Verantwortung für ihre Investments übernehmen erzielen nicht nur eine ordentliche Rendite, viele erwirtschaften sogar eine signifikante Outperformance gegenüber relevantem Markt und Peers. Wir haben es mit einem Trend zu tun, der längst zum „new normal“, also dem neuen Normalzustand geworden ist. Was den Markt und uns als nachhaltigen Investor in 2021 bewegen wird, haben wir in drei Punkten zusammengefasst. Ein Ausblick von Alexander D. El Alaoui und Jonas Landgraf:

1. 2021 wird das Klimajahr für die Investmentbrache!

2019 durch den Schulstreik fürs Klima befeuert -durch Corona zwischenzeitlich verdrängt- ist das öffentliche Interesse am Klimawandel und seinen vielschichtigen Auswirkungen ungebrochen. Die großen Fragen lauten: „Wie schaffen wir es Paris kompatibel zu werden?“ „Bestehen Klimarisiken im Portfolio?“ „Wie messen und kommunizieren wir?“

Jede Investition hat Folgen für Mensch und Umwelt, und ganz besonders für den weltweiten CO2-Haushalt. Welches Unternehmen wie viele Klimagase in der Vergangenheit verursacht hat, das zeigt der CO2-Fooptrint an. Eine mittlerweile recht etablierte Methode für Asset Manager, die die „Klimaperformance“ ihrer Fonds bewerten wollen. Wie allerdings unternehmerisches Handeln auf die globale Temperaturerhöhung der Zukunft wirken wird, das lässt der CO2-Fooptrint völlig außer Acht und verfehlt somit das angedachte Ziel.

Viel interessanter ist doch der Blick in die Zukunft. Schafft Unternehmen X den Sprung, die Transition vom Umweltsünder zum 2-Grad konformen Player? Eine aussagekräftige Kennzahl in Grad Celsius hat unter diesen Umständen großen Wert für die Portfoliosteuerung und das Risikomanagement. Seit 2016 arbeiten wir mit Frankfurter Klimawissenschaftlern zusammen um Antworten für all diese Fragen zu finden und diese komprimiert in einer Kennzahl für unsere Portfolien zu berechnen.

Wissenschaftlich fundiert können wir stolz ausweisen: Unsere global anlegende Nachhaltige Aktienstrategie liegt unter 1,75 Grad Celsius!

Immer mehr Investoren (und sicherlich bald auch der Gesetzgeber) setzen auf dieses temperature goal, also eine in Grad Celsius gemessene Zielmarke. Wer den Klimawandel ernst nehmen will, kommt um diesen Ansatz nicht herum.

2. Flows, flows, flows… und Regulatorik:

Während das Bewusstsein für nachhaltige Geldanlagen in Europa mittlerweile sehr ausgeprägt ist und Zentralbanken wie Aufsichtsbehörden an umfangreichen Regelwerken feilen, stand im Mutterland des Kapitalismus Nachhaltigkeit lange auf wackligen Beinen. Während immer mehr institutionelle Anleger in Europa sich auf den Weg zur Klimakompatibilität und ESG im Anlageprozess machen, stehen die USA noch am Anfang. Dies ändert sich nun dramatisch! Glauben Sie, die (Kapital)-Supermacht USA würde zulassen, das europäische Anbieter und Regulatoren diesen Markt alleine definieren? Wir rechnen nach der Wahl von Joe Biden mit einem deutlichen Aufholen der USA. Nicht nur auf der Seite der Regulatorik. Investoren erkennen die aufziehenden Möglichkeiten: Nachhaltigkeits- und Klimaverlierer shorten, die kommende Gewinner und Transitions-Leader long!

Dazu ein Gedankenexperiment: Welchen Effekt haben Emissionszertifikate und anziehende Vorgaben zum Klimaschutz auf die Berechnung eines Investitionsprojektes, welches hohe Emissionen verursacht? Richtig, steigende Kosten verbunden mit einer sinkenden Rendite. Sie sehen, ESG Risiken materialisieren sich für alle, die sich nicht offensiv mit der Thematik auseinandersetzen und gegensteuern! Unternehmen die ihre Wertschöpfungsketten effizienter und sauberer aufstellen, sind nun im Vorteil.

Was folgt ist ein Run auf die erfolgreichen Titel. Flows steigen und die Bewertung dieser Unternehmen gleich mit. Die Sogwirkung verstärkt sich selbst: Flows führen zu Outperformance, Outperformance führt zu Flows. Im ESG Bereich empirisch belegt, dürfte sich der Trend in 2021 auch auf den Faktor Klima ausweiten.

3. ESG goes Retail:

Institutionelle Investoren bilden noch immer die größte und dynamischste Investorengruppe hinter nachhaltigen Anlagen. Die Sinnsuche der Privatanleger verbunden mit neuen Angeboten setzt etablierte Beratungshäuser, Vermögensverwalter und Banken aber vermehrt unter Druck, überzeugende Nachhaltigkeitsstrategien zu erarbeiten. Am Horizont zeichnen sich zudem die regulatorischen Vorgaben für Nachhaltigkeit im Beratungsprozess ab.  Die Frage „Ist Ihnen Nachhaltigkeit wichtig?“ dürfte bald ein integraler Bestandteil des WpHG Bogens sein. So erwacht der Retailmarkt aus seinem Dornröschenschlaf – und die Zuflüsse aus diesem Segment steigen.

Doch Privatkunden mögen keine Floskeln. Graue, multinationale Fondsgesellschaften, die plötzlich grüne Kriterien einführen um ausgewählte „nachhaltige“ Produkte anbieten zu können, erleben häufig Kritik ob solchem Marketing. Kunden kaufen Überzeugungen und Reputation. Nachhaltigkeit darf in diesem Zusammenhang nie Selbstzweck, sondern muss Überzeugung sein.

Für Salm-Salm & Partner sind es die Erfahrungen und Werte von 32 Generationen Salm-Salm, die uns antreiben. Auf erreichten Erfolgen aufbauen und verantwortungsvoll wirtschaften. Die kommende Generation immer im Blick. Das ist unser Leitbild. Ein klares Ja zur Bewahrung der Schöpfung bildet Anlass für Verantwortung im Anlageprozess. Die Erkenntnis der Notwendigkeit zum Schutz unserer Umwelt ziehen wir aus den Erfahrungen im Weinbau, der Forst- und Landwirtschaft. Aus dieser Gemengelage haben wir die Überzeugungen für unsere Anlagekriterien entwickelt. Transparent, ehrlich und authentisch!

Zusammengefasst:

Nachhaltiges Investieren ist mittlerweile Mainstream. Sowohl im institutionellen, wie auch im retail Markt. Unterschiede in Konzeption, Umsetzung und Glaubwürdigkeit einzelner Anbieter bleiben signifikant. Regulatorik und öffentliche Meinung treiben Investoren gleichermaßen. Das Top Thema für 2021: Klima! Es geht nicht mehr nur um das reine Messen historischer Emissionen, sondern vielmehr um die strategischen Zukunftsfragen. Welche Unternehmen sind Klimagewinner? Welche Firmen schaffen den Transitionsprozess von „braun nach grün“ rechtzeitig und glaubhaft? Welche Player lehnen sich zurück und bleiben untätig? Wir sehen in der Beantwortung dieser Fragen Renditepotentiale. Wer also glaubt, dass Kriterien hier und ein Label dort reichen, um einen Fonds nachhaltig zu verwalten, der irrt. Im Dickicht der Akronyme zählt nicht, welches Kürzel zum Einsatz kommt, ob ESG, SRI oder SDG, sondern mit welchem Ziel Geld angelegt wird. 

Wir freuen uns auf Ihre Meinung zu unseren Überzeugungen. Sprechen Sie uns gerne an. Ein offener Austausch und das Weitergeben unserer Erfahrungen rund um Nachhaltigkeit freuen uns sehr.

Ihnen allen eine ruhige und angenehme Adventszeit.

Bleiben Sie gesund!